Was ein Anfänger wirklich benötigt


Veröffentlicht am   09.09.2024 von Kai

Menschen sind Jäger und Sammler, gerade wenn es ums persönliche Hobby geht. Das ist beim Golf nicht anders als beispielsweise bei der Modelleisenbahn oder der Fotografie.  Oft und gerne lautet das Motto: Je mehr, desto besser. Und klar ist es schön, natürlich je nach Art des Hobbys, auf ein großes Equipment zurückgreifen zu können. Doch ist es für einen Anfänger wirklich notwendig, wahre Unmengen an Kram herumzuschleppen? Die Antwort lautet, man kann es sich denken: Nein.

Bleiben wir zunächst kurz bei den oben genannten Beispielen: Meine erste Modelleisenbahn als Kind war ein schlichter Gleiskreis mit einer Lok, zwei Wagen und Trafo. Die hab ich auf- und abgebaut, hab damit gespielt, hab sie integriert, mit Autos und weiteren Spielsachen zu einer kleinen Stadt erweitert. Dass es auch anders geht, zeigte mir dann ein Schulfreund. Dessen Vater hatte ein eigenes Zimmer für eine große Bahnanlage mit vielen Zügen, noch mehr Metern an Gleisen, dazu Signale, Weichen, Häuser in einer gestalteten Landschaft, Tunnel und diverse Kleinigkeiten. Spannend, vor allem für Kinder, doch bei mir war die Modellbahn nur Beiwerk zum Spielzeug, sie wurde nicht zum Hobby.

Erst nach und nach

Auch Fotografen fangen klein an. Früher mit einer einfachen Sucherkamera, die als zusätzliches Equipment höchsten einen Aufsteckblitz hatte, Wechselobjektive gab es nicht. Heute fotografieren viele mit ihrem Handy und sind damit zufrieden. Dass es auch hierbei anders geht, zeigt bei mir ein Blick in meinen Schrank. Aus der Sucherkamera ist im Laufe der Zeit, letztlich auch berufsbedingt, eine komplette Spiegelreflexausrüstung geworden, mit Kameras, Objektiven, Blitz, Filtern, Taschen, Speicherkarten und so weiter. Wenn ich also Zeit habe und mal nicht zum Golfbag greife, dann nehme ich eine Kamera zur Hand und mache Fotos, bei denen mein Handy technisch an seine Grenzen stoßen würde. Doch dieses Konvolut habe ich natürlich erst nach und nach angeschafft.

Und so darf es auch beim Golfen sein. Mal ehrlich: Wer benötigt als Anfänger ein komplettes und voll beladenes Golfbag, dazu vielleicht sogar einen Elektrotrolley, ein Laserentfernungsmessgerät oder eine Uhr, auf der sämtliche Plätze der Welt aufgerufen und die Schläge auf der gespielten Runde „on the fly“ gespeichert werden können? Richtig, das benötigt niemand, der gerade mit diesem schönen Hobby beginnt. Es ist fraglos alles nice to have, lenkt aber gerade den Anfänger vom Wesentlichen ab, dem disziplinierten Erlernen der Spieltechnik, dem Üben von Schwung, Pitch oder Putt. Vom dazugehörigen Finanzaufwand ganz zu schweigen.

Weniger ist mehr

Was aber benötigt man, wenn die Entscheidung gefallen ist, nicht nur aus Spaß ein oder zwei Mal im Jahr mit Freunden auf einem offenen Platz ein wenig nach Ballen zu hacken, sondern Zeit, Muße und Fleiß zu investieren, um wirklich Golf zu lernen und zu spielen? Ganz zu Beginn ist weniger mehr. Es reichen zwei Schläger (ein 7er Eisen und ein Putter), ein Handschuh, eine Handvoll Bälle und Tees. Damit kann man eine Runde bestreiten.

Die Schläger kann man sich leihen, bis man wirklich sicher ist, dass Golf das richtige Hobby ist. Vor allem ein einzelnes Eisen zu kaufen und später mühsam einen passenden Schlägersatz drum herum nachzurüsten, ist keine gute Idee.

Ausrüstung nach Budget

Wenn also die Entscheidung für diesen Sport gefallen ist, dann kann man – je nach Budget – die Ausrüstung zusammenstellen. Wobei günstig nicht schlecht sein muss. Es gibt Schlägersätze für Anfänger, die in den ersten Spielerjahren ausreichen – es sei denn, man hat direkt Profiambitionen. Man kann Halbsätze kaufen, die eine kleine Anzahl an Eisen inklusive Wedge beinhalten, oder auch gute und günstige Komplettsätze, die von Eisen 4 oder 5 oder auch 6 bis zu Pitching und Sandwedge reichen.

Putter sind ein individuelles Ding und auch ein wenig Sache von Gefühl und nicht zuletzt persönlichem Geschmack, daher sind sie einzeln zu erwerben. Das Bag, um alles zu verstauen und vernünftig transportieren zu können, gibt es entweder direkt mit dem Eisensatz oder auch einzeln, als Pencilbag für wenig Schläger oder als großes Cart- oder Standbag mit vielen Taschen für Bälle, Tees, Handschuh und weiteres, was im Laufe der Zeit hinzukommt. Wer bereits zu Beginn viel spielt, wird auch bald einen Trolley zu schätzen wissen.

Vervollständigt werden sollten diese ersten Anschaffungen noch durch Kleinigkeiten. Ein Handtuch kann hilfreich sein, um Schläger zu trocknen oder zu säubern, ebenso eine kleine Bürste, um die Schlagflächen nach dem Schlag von Erde oder Sand zu befreien. Eine Pitchgabel ist sinnvoll, um Pitchmarken nach dem Balleinschlag auf dem Grün auszubessern, viele davon haben auch einen kleinen Ballmarker eingebaut, der auf dem Grün hilfreich ist, wenn der Ball aufgenommen werden soll oder muss. Letztlich kann dann auch ein aktuelles Regelbuch noch ins Gepäck, denn es gibt garantiert immer wieder Situationen auf der Runde, bei denen das richtige Vorgehen fraglich ist. Natürlich können Regeln auch online eingesehen werden.

Höhere Ausrüstungssphären

Was später noch an Schlägern hinzukommen sollte, sind die Hölzer, also zunächst ein Driver, darüber hinaus vielleicht ein Rescue und eventuell noch ein Fairwayholz. Mit den letzteren beiden Schlägern sind wir dann aber auch schon in höheren Ausrüstungssphären angekommen, die Tasche ist alsbald mit den 14 Schlägern gefüllt, die auf der Runde nur erlaubt sind.

Wenn es dann nach einiger Zeit, meist mehreren Saisons, darum geht, das Handicap zu verbessern, können die oben erwähnten Dinge wie der Entfernungsmesser, ein spezielle Golf-Smartwatch und fürs Training auf der Range auch ein Abschlagmonitor die Ausrüstung erweitern. Aber es gibt viele – wahrscheinlich die Mehrzahl aller Hobbygolfer - die auf diese Dinge gut verzichten können und dem reinen Sport ohne Technikunterstützung frönen.

Auch Kleidung ist ein Aspekt

Hab ich etwas vergessen? Ja, ganz eindeutig, denn auch im Golfsport ist Kleidung ein Aspekt. Dabei sind zwei Dinge nicht zu unterschätzen: Ein gutes Paar Golfschuhe, die bequem sind und mit ihren Spikes für einen sicheren, heißt: rutschfesten Stand sorgen. Und eine Kappe, die nicht aus modischen, sondern aus Gründen des Sonnenschutzes getragen werden sollte. Schließlich ist man mehrere Stunden unter freiem Himmel auf der Runde unterwegs. Alles andere an Kleidung kann dem vorhandenen heimischen Schrank entnommen werden. Achten sollte man dabei nur auf die Golfetikette, die auf vielen Plätzen das Tragen einer Jeans untersagt und (bequeme) Golfhosen oder Chinos vorschreibt. Aber diese strenge Vorgabe weicht nach und nach auf, einfach beim Platz mal nachfragen.

Wie bei meinem Fotografie-Hobby, so ergeht es mir auch beim Golf: Es gibt immer noch etwas, was ich haben möchte, um die Ausrüstung zu erweitern. Und so hat die Industrie auch viele Dinge im Angebot, die ehrlicherweise wirklich nicht benötigt werden, für die man aber sein Geld gut und schnell ausgeben kann. Kleidung ist hier ein Beispiel. Meine muss keine Golfembleme aufgestickt haben, andere Spieler mögen das anders sehen. Schlägerhauben für die Eisen sind ein weiteres Beispiel. Wenn man glaubt, diesen Schutz haben zu müssen: bitte. Ich nutze sie nur für meine Hölzer, unter anderem auch deshalb, weil sie beim Kauf dabei waren.

Angebote beachten

Und noch eine Bemerkung zum Thema Geld ausgeben: Mein Eisensatz ist noch der erste, den ich vor zehn Jahren gekauft habe, auch das Bag tut noch seinen Dienst. Den Trolley, damals ein günstiges Messeangebot, habe ich mittlerweile ersetzen müssen, er war wohl doch zu billig, der Klappmechanismus wollte nicht mehr. Der Neue ist aber auch aus einem Super-Sonderangebot. Da hilft es, die Augen offen zu halten. Er hat aber noch immer keine Motorisierung.

Bälle habe ich in unzähliger Menge verschossen, in Teiche versenkt oder in Gebüschen verloren. Davon sollte man also ausreichend besitzen. Auch Handschuhe überstehen selten eine komplette Saison. Irgendwann möchte man so ein abgeranztes, abgewetztes und durchgeschwitztes Stück nicht mehr anziehen. Ich kaufe meine im Dreierpack und komme damit übers Jahr.

Jeder, wie er mag

Tees können kaputt oder verloren gehen, vor allem die aus Holz. Plastiktees in bunten Farben sind unempfindlich und oft leichter wiederzufinden, aber auch das ist Sache des Geschmacks. Wer konservativ in Knickerbocker-Hosen golft, der wird auch die Finanzausgabe für Holztees nicht scheuen und die Plastikdinger mit Abscheu betrachten. Jeder, wie er mag.

Ich habe bei dieser Aufzählung an schönen, aber nur bedingt nützlichen Dingen sicher vieles vergessen oder bewusst nicht erwähnt. Wer sich ernsthaft mit diesem Sport als Hobby beschäftigt, der weiß, dass es auch bei diesem Thema nichts gibt, was es nicht gibt. Aber für den Anfänger, und der war hier ja ursprünglich angesprochen, sollte das zunächst unwichtig sein.

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Ausrüstung