#5 - Pitch oder Chip?


Veröffentlicht am   27.03.2023 von Kai

Nachdem ich ja auf dieser Seite eigentlich den Weg vom Abschlag zum Loch bereits Schlag für Schlag beschrieben habe, müssen wir uns heute doch nochmal etwas intensiver mit der Annäherung beschäftigen.

Genauer: Mit der Frage, wann man einen Pitch und wann einen Chip einsetzt. Und wo ist eigentlich der Unterschied?

Angenehme Reichweite zum Loch

Klar ist bei beiden Begriffen: Der Ball liegt bereits in angenehmer Reichweite zum Loch, doch noch kann nicht zum Putter gegriffen werden, da das Grün noch nicht erreicht ist. Man spricht von einer Distanz von maximal 100 Metern, bei Anfängern eher weniger. Also steht nun ein Pitch bzw. ein Chip an. Welcher von beiden Schlägen das Mittel der Wahl ist, hängt von einigen Aspekten ab.

An erster Stelle steht dabei die Frage, wieviel Platz hat der Ball rund um das Loch? Oder besser: darf er rollen oder muss er nach der Landung möglichst am Platz bleiben?

Viel oder wenig Rollfläche

Ist viel Rollfläche vorhanden, so ist der Chip das Mittel der Wahl, bleibt wenig Raum, eine nur kleine Landezone, so sollte gepitcht werden.

Das zeigt auch schon, auf welche Art der Ball beim jeweiligen Schlag fliegt: Beim Chip eher flach bis mittelhoch. Entsprechend wird der Ball am Boden auch noch ein Drittel bis die Hälfte der Entfernung vom Abschlagsort zum Loch rollend zurücklegen.

In hohem Bogen

Beim Pitch sollte er bestenfalls einen hohen Bogen beschreiben, damit bei der Landung möglichst viel Energie in den Boden abgeleitet wird und nur wenig Roll entsteht.

Nun zum technisch Grundsätzlichen. Pitch und Chip unterscheiden sich generell deutlich in der Art der Ausführung. Während beim Pitch der klassische Golfschwung zum Einsatz kommt, so wird beim Chip nur eine Pendelbewegung ausgeführt, also genau wie beim Putt.

Mit oder ohne Handgelenkseinsatz

Weitere klare Unterscheidung ist der Einsatz der Handgelenke, die beim Pitch sehr wohl genutzt werden, beim Chip aber steif gehalten werden sollen.

Aus allem lässt sich herauslesen, dass beide Schlagarten ihre jeweils eigene Herausforderung an den Spieler stellen: Der Pitch ist technisch anspruchsvoller, da Golfschwung und Bewegung des Handgelenks den Schlag kompliziert machen. Beim gependelten Chip muss dafür die richtige Landezone angepeilt und durch die korrekte Kraftdosierung auch erreicht werden.

Landezone ist wichtig

Merke: Der Pitch darf relativ kurz vor dem Loch landen. Beim Chip hingegen wird nicht das Loch als Landepunkt angepeilt, sondern ein Bereich auf halber bis zweidrittel Entfernung der Strecke zum Loch. Denn der Ball wird noch rollen.

Die Flugkurve macht also den Unterschied. Für den Pitch sollte sie so aussehen, als würde man den Ball aus der Hand werfen, indem man den hängenden Arm nach hinten und dann wieder nach vorne schwingt und den Ball loslässt, kurz bevor der Arm eine Parallele zum Boden beschreibt. Dann wird der Ball eher hoch steigen und im Flug eine Parabel beschreiben, die nicht auf große Weite ausgelegt ist.

Etikette nicht vergessen

Bei der Landung (bestenfalls auf dem Grün) entsteht dann am Eintreffpunkt die Pitchmarke, die natürlich beseitigt werden sollte, damit sie die Bälle folgender Golfer zum Beispiel beim Putt nicht behindert. Hier greift das Stichwort Etikette, wie auch beim Harken nach dem Bunkerschlag. Die nächsten Golfer werden es danken.

Um also diese Parabel zu erreichen, muss der Ball mit einem Schläger mit möglichst viel Loft (also standardmäßig Eisen 8 bis Sandwedge) klar von unten gespielt werden, um ihn a) schnell steigen zu lassen und b) um ihn mit möglichst viel Backspin, also Rückwärtsdrall zu versehen.

Die Intensität des Schwungs und der Handgelenksbewegung (die ja zum Schwung generell dazugehört) sorgen dann für Höhe, Drall und Weite des Ballflugs. Hier weichen wir also von der Regel ab, die Schlagweite durch die Schlägerwahl zu bestimmen. Da viel Loft benötigt wird, muss beim Pitch der Schwung dosiert werden. Hier spielt dann die Erfahrung eine Rolle, wieviel Kraft für welche Höhe bzw. Distanz zum Einsatz kommen muss.

Mehrere Wege nach Rom

Beim Chip gibt es mehrere Wege nach Rom, also zum Ziel. Gelehrt wird zumeist als Setup eine Ball Position mittig zwischen den Füßen bis leicht nach links (bei Rechtshändern), also zum Loch hin versetzt.

Der Schläger sollte dann auch in der Mitte des Körpers (wie ein Putter) senkrechts zum Boden stehen. Durch mehr oder weniger Pendelbewegung wird der Ball dann mehr oder weniger weit befördert. Je nach Loft fliegt er höher (viel Loft= Pitching Wedge oder Sandwedge) oder flacher (Eisen 8 oder 9) auf das Loch zu.

Langer Schläger = langes Roll

Dabei ist zu beachten, dass sein Rollverhalten länger wird, je länger auch der Schläger ist. Mit einem Wegde wird er also weniger, mit einem Eisen 8 oder 9 etwas mehr rollen. Auch hier gilt es natürlich, Erfahrungen auf den Übungsarealen zu sammeln, bevor man die Schläge auf der Runde einsetzt.

Die zweite Art zu Chippen sieht anders aus: Schon die Positionierung des Balles muss überlegt werden: Soll der Ball etwas höher steigen und weniger rollen, so kommt er ungefähr vor den linken Fuß (bei Rechtshändern), für eine flache Flugbahn wird eher eher vor dem rechten Fuß positioniert.

Schlägerwahl ist nebensächlich

Dann greift man zum Wedge (hier wird die Schlägerwahl eher vernachlässigt), bringt sein Gewicht auf den vorderen Fuß und kippt den Schaft nach links, bis sich die beiden Greifhände mindestens deutlich vor dem linken Bein befinden. Die Handgelenke sind also deutlich eingeknickt und bleiben beim Schlag auch so, während der Schläger nur durch eine Pendelbewegung der Schultern geführt wird.

Was hier kompliziert klingt, ist in der Praxis erstaunlich einfach. Golfprofi Phil Mickelson erklärt es im Video.

Welche Chip-Art nun gewählt wird, liegt ganz am Spieler. Der eine kommt mit der klassisch gelehrten Methode besser zurecht, der andere kann mit Mickelsons Art zu chippen bessere Ergebnisse erzielen. Wer beide auf dem Übungsareal ausprobiert und vergleicht wird schnell wissen, wie sein persönlicher Weg zum guten Chip aussehen sollte.

Es bleibt noch der dringende Rat, nicht nur vor der nächsten Runde Pitch und Chip zu üben, intensiv und akribisch, sondern bei jedem Besuch auf dem Platz. Die Scorecard wird den Erfolg relativ schnell zeigen. Viel Spaß dabei.


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How to Golf