Ich bin das typische Beispiel für eine Couch-Potato, in Deutschland sagt man wohl „Stubenhocker“. Ich verbringe viel Zeit in den eigenen vier Wänden, sitze einen Großteil davon am Rechner, einen weiteren Teil im Lesesessel, vor dem Fernseher oder am Esstisch.
Entsprechend ist mein Arzt mit meinem äußeren Erscheinungsbild nur – sagen wir mal – bedingt zufrieden. Der Bochumer Kabarettist Jochen Malmsheimer lebt nach dem Motto: „Wenn Gutes mehr wird, kann ich daran nichts Schlechtes finden….“ und frönt damit seiner Figur, meint aber natürlich das, was die Badezimmerwaage anzeigt – nämlich zunehmend mehr – im wahrsten Sinn des Wortes.
So ist das auch bei mir. Ich bin für mein Gewicht zu klein. Man könnte auch sagen: Ich bin zu schwer. Und obwohl ich nicht oft auf die Waage steige, merke ich das auch regelmäßig, ohne in den Spiegel blicken zu müssen. Zum Beispiel beim Griff in den Kleiderschrank. Meine Hemden sind alle auf „Comfort-fit“-Art gefertigt. Böse Zungen sagen: Ein-Mann-Zelt-Stil.
Naja, ganz so schlimm ist es noch nicht, wie mir gute Freunde (und deshalb sind sie solche) immer wieder sagen. Ich bin nicht kugelrund, aber eben auch nicht schlank. Und oft ernte ich deshalb auch Spott, wenn ich gefragt werde, ob ich denn Sport machen würde. Diejenigen, die diese Frage stellen, wollen sie mit Blick auf meine Körpermaße oft rhetorisch gemeint verstanden wissen.
Aber ich antworte dennoch: Ja, ich betreibe eine Sportart. Und – ja – ich spreche hier eindeutig vom Golfspiel. Nicht selten höre ich dann, Golf sei doch nur ein Spaziergang mit Hackenporsche, der Weg über die Bahnen nichts als ein lockeres Schlendern, einzig das Wägelchen mit dem Golfbag zu bewegen würde vielleicht etwas Anstrengung mit sich bringen.
Doch so sprechen nur Menschen, die entweder noch nie einen Golfschläger in der Hand gehabt haben oder solche, denen es beim Golf an jeglichem Ehrgeiz mangelt (wobei man dann gar nicht erst auf den Platz gehen muss).
Natürlich ist Golf für mich in erster Linie Entspannung und deshalb betreibe ich die Sportart auch. Aber es holt mich dabei eben auch von der Couch herunter, zwingt mich, meine Füße zu benutzen (ein Golfcart ist zwar eine nette Erfindung, dennoch bin ich von Schlag zu Schlag lieber per pedes unterwegs). Letztlich ist der Zwang aber nichts Negatives, denn Golf macht zudem auch noch wirklich Spaß.
Für mich ist das Betreiben dieser Sportart also eine Win-win-Situation: Dem Kopf geht’s gut und der Körper bekommt die Bewegung, auf die der Hausarzt beim letzten Besuch erneut so viel Wert gelegt, die er so nachdrücklich empfohlen, ja angemahnt hat.
Für Kritiker ist nun die Tatsache, dass ich trotz des Golfens eben zu einem Bauchansatz neige, Beweis genug für die Tatsache, dass Golf eben kein Sport ist. Doch dieser Beweis greift nicht, denn man kann jede Sportart betreiben und dabei nicht schlank sein, man muss nur nach dem Sport das richtige (oder eben falsche) essen und trinken.
Wer sich als Hobbysportler mental an der Grenze zum Leistungssport bewegt, der greift nach der Anstrengung zu isotonischen Getränken oder purem Wasser und zu Energieriegeln oder gedünstetem Gemüse, wenn es etwas mehr sein darf.
Ich hingegen, ich gebe es zu, ziehe dem ein gutes Bier (oder zwei) und ein Schnitzel mit Pommes vor. Es darf auch eine Currywurst sein. Und natürlich macht das die in den Stunden zuvor verbrauchten Kalorien wieder mehr als wett.
Oder sagen wir anders: Ohne Golf wäre ich wahrscheinlich kugelrund und käme keine Treppe mehr hinauf, wäre jedoch ohne Bier und Schnitzel mit Pommes wahrscheinlich beinahe schlank. Denn Golf ist Sport – und das haben mir Freunde und Bekannte bestätigt, nachdem sie als Neulinge erstmals 18 Loch mit mir gespielt haben.
Golf ist anstrengend, schweißtreibend, geht in die Arme und Beine. Je deutlicher man darauf abzielt, sein Spiel zu verbessern, je mehr Energie steckt man hinein. Zu Beginn in die Kraft, weil die Technik fehlt, später, mit Technik, in die Konzentration und Überlegung, wie und womit man den nächsten Schlag ausführen wird.
Und man darf nicht vergessen, dass man auch einige Kilometer zurücklegt. Spielt man – wie ich – zumeist am Rande des Ruhrgebiets, so passiert das in der Ebene. Wenn ich aber in meiner früheren Heimat, dem Sauerland, einen Platz absolviere, dann bin ich ständig auf und ab unterwegs. Und verbrauche noch mehr Kalorien.
Letztlich kann man all das aufzählen und wird den Nicht-Golfer dennoch nicht davon abbringen können, dass nach seiner Meinung Golf genauso Sport ist wie Schach – eben gar nicht. Deshalb zum Abschluss mein Tipp aus Erfahrung: Versuchen Sie nicht, Ihr Gegenüber mit Worten zu überzeugen. Nehmen Sie ihn (oder sie) lieber mal mit auf eine 18-Loch-Runde und lassen Sie Ihren Gast den Trolley schieben. Danach können Sie über die Frage, ob Sport oder nicht, ganz neu diskutieren. Mein Wort darauf.