Ich spiele ein Instrument, genauer: alles was Tasten hat, außer Akkordeon. Und da allein zu spielen wenig Spaß macht, hatte ich eine zeitlang auch eine Band. Auftritte waren zwar Mangelware, aber es ging auch mehr um das Miteinander unter dem musikalischen Dach. Da wir über ein wenig Ehrgeiz verfügten, gab es den allwöchentlichen Termin zum Proben.
So trafen wir uns in einem relativ dunklen, relativ unaufgeräumten und relativ schalldichten Raum in einem ehemaligen Fabrikgebäude und versuchten, die Kompositionen unseres Gitarristen in ein hörbares Arrangement zu kleiden. Diese Proben waren notwendig, denn einerseits hatte der Komponist seine Songs nur auf der Gitarre komponiert, die Umsetzung für verschiedene Instrumente wollte gefunden und geprobt werden, andererseits war keiner unter uns ein Profimusiker vor dem Herren (naja, einer schon: der Schlagzeuger hat sich aus Spaß dazu „herabgelassen“ sich mit uns abzugeben) und so führte kein Weg an der Probe vorbei. Geübt hat jeder für sich, in der Probe wurden die Stücke zusammengesetzt.
Für Golfer sollte es, auch wenn sie Einzelkämpfer sind, ähnlich auf dem Plan stehen: Geübt wird auf der Range, aber die Probe, genauer: die Probeschwünge, sollten auf dem Platz stattfinden. Und das ist ein Thema, das leider viele Hobbygolfer gerne sehr vernachlässigen: Probeschwünge sind erlaubt, wenn sie eindeutig als solche erkennbar sind. Warum also nicht die Bewegung des Schwungs vor dem richtigen Schlag noch ein-, zweimal durchspielen?
Der Probeschwung hat mehrere Vorteile. Der wichtigste: Man konzentriert sich auf den Schwung selbst, nicht darauf, den Ball zu treffen. Das ermöglicht es, Fehler, die sich eingeschlichen haben könnten, leichter zu erkennen. Zudem fühlt sich generell der Schwung auf dem Abschlag oder während des Spiels auf der Bahn anders an, als ein Abschlag auf der Range. Das ist Psychologie. Und als drittes kann man, wenn man schon längere Zeit Golfer ist, sein Gefühl besser einschätzen, ob der Schwung gepasst hätte oder eher nicht.
Wie schon betont: Man muss den Mitspielern klarmachen, dass man tatsächlich einen Probeschwung absolviert. Entweder indem man schwingt, bevor man den Ball platziert hat (natürlich nur am Abschlag möglich), oder man tritt ein oder zwei Schritte vom Ball zurück, damit gar nicht erst der Eindruck entstehen kann, dass man den Ball habe treffen wollen. So kann auch ein unbeabsichtigter Ballkontakt vermieden werden, was – Achtung wichtig – im Spiel einen Strafschlag bedeuten würde. Ist der Ball noch nicht im Spiel – und hier sind wir wieder und nur beim Abschlag – so darf er straflos zurückgelegt werden.
Diesen Unterschied gilt es zu beachten und er erklärt auch einen alten Golferwitz, mit dem ich einen Mitspieler vor langer Zeit einmal komplett aus dem Konzept und der Konzentration gebracht habe (mea culpa): Er wollte einen Probeschwung am Abschlag machen und schubste dabei den Ball vom Tee. Ich sagte darauf laut und vernehmlich: „Eins“, als würde der Schlag zählen. Wie gerade betont, war der Ball aber noch nicht im Spiel, es gab also keinen Strafschlag. Dennoch ärgerte sich mein Mitspieler, in Folge war die Bahn auf der Scorecard ruiniert, denn er fand erst am nächsten Abschlag zu seiner Contenance und Konzentration zurück. Also besser im Sinne des schönen Spiels auf diesen dummen Joke verzichten…