Die Erkenntnis war wirklich hart: "Ich war in dieser Saison erst einmal auf dem Platz", musste ich vergangene Woche gestehen. Und hab mich darüber selbst erschrocken. Gerade ich, der ich doch bei jeder Gelegenheit davon erzähle, wie toll es ist, Golf zu spielen. Die Ruhe, die Natur, die Entspannung. Ich blühe doch am Abschlag geradezu auf.
Und dann diese Feststellung. Einmal erst in diesem Jahr war ich golfen. Ich habe Gründe gesucht, Dinge, die mich davon abgehalten haben, zum Platz zu fahren. Und noch mehr solche, die mich davon abhalten würden, in den Tagen nach dem Schreiben des Textes nun wirklich die Schläger ins Auto zu packen und loszufahren, um eine Runde zu gehen.
Es hat Gründe gegeben. Ich habe sie alle direkt widerlegt. Sie waren nur vorgeschoben. Was blieb, war der innere Schweinehund. Dieses ominöse Vieh, was - abseits aller Vernunft - irgendwie immer das letzte Wort zu haben scheint, wenn es darum geht, was ich gerade anpacken will, ob nun mit Mühe oder voller Vorfreude.
Und genau das Stichwort traf es, nachdem ich den Text beendet hatte: Vorfreude. Ich freute mich darauf, einige Tage später golfen zu gehen. Ob ich nun alleine gehen würde oder mit meinem hiesigen Golfpartner, das sollte mir egal sein. Und es fiel mir dieses Geburtstagslied ein, dessen erste Zeile lautet: "Heute kann es regnen, stürmen oder schnei'n...". Genau. Auch dem Wetter würde ich trotzen, so es sein müsste. Aber die Vorhersage versprach bestes Sommerwetter.
Noch am Abend vor dem "Endlich wieder Golf"-Tag war ich sicher: der Schweinehund liegt an der Kette. Und zwar nicht an einer läppischen Halskette, eine armdicke Ankerkette war es, die ihn im Zaum hielt. Nichts würde mich davon abhalten können, am nächsten Tag über die Fairways zu streifen, den Ball immer fest im Blick.
Mit seligem Lächeln begab ich mich in Morpheus Arme. Der nächste Tag kam. Ich erwachte mit einem einzigen Gedanken: "Heute geht's auf den Platz." Doch Moment. Irgendwas stellte sich dagegen, direkt durchzustarten: Ich musste ins Bad - und das ziemlich schnell, schneller als ich's gewöhnt bin und schneller als es mir lieb war.
Ich gehe jetzt nicht ins Detail, aber es war nicht schön. Und fühlte sich auch nicht gut an. Und vor allem: es hörte irgendwie nicht auf. Der Bauch wollte sich nicht beruhigen. Ich hab das ab und zu, dass mein Inneres sich quasi querstellt. Ob ich zuvor falsch gegessen hatte oder vielleicht ein Virus im Umlauf war? Keine Ahnung. Aber eines wusste ich sicher: Alle Golfgedanken waren umsonst, das Versprechen mir gegenüber, an diesem Tag die Schläger zu schwingen, musste ich brechen.
An diesem Tag würde ich den Golfplatz nicht zu Gesicht bekommen. Allein die Überlegung, ob es mir möglich wäre, das Haus zu verlassen, machte ein ungutes Gefühl. Ich musste das rettende Örtchen in der Nähe haben, musste in der Nähe bleiben. Es half nichts.
Und so bewahrheitete sich das Sprichwort mal wieder: „Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt.“ Da kann man noch so schöne Pläne haben, wenn sich die Gesundheit dagegen entscheidet, dann ist das alles obsolet.
Und so musste ich wiedermal feststellen, dass ich nicht einfach meinen Kopf durchsetzen kann, wenn der Körper nicht mitmacht. Und ich stellte fest, dass ich bei aller Überlegung vorab natürlich nicht an diesen Fall gedacht hatte: Man geht selbstverständlich davon aus, dass man gesund bleibt.
Nun will ich hier wirklich nicht klagen, denn generell bin ich gesund, altersentsprechende Zipperlein mal nicht berücksichtigt. Und die Magenverstimmung - oder was es auch war - hat sich auch ziemlich schnell wieder verzogen. Dennoch habe ich erneut gelernt, mich darüber zu freuen, dass es (bislang) nur kleine und zeitweilig Wehwehchen waren, die mich geärgert haben und dann auch wieder verschwunden sind. Und die nächste Platzrunde daher generell möglich ist, wenn auch jetzt aus Termingründen noch nicht geplant.
Dass das noch lange so sein wird und keine dauerhafte körperliche Plage oder Einschränkung Einzug halten wird, das wünsche ich – Ihnen und mir. Alles Gute - und schönes Spiel.