Marks erster "Spaziergang mit Ballbegleitung"


Veröffentlicht am   18.04.2022 von Mark

Wer über ein Thema schreibt und eine Website dazu betreibt, sollte sich mit der Materie schon auskennen – am besten noch eine ausgeprägte Passion dafür hegen. Wie sonst rechtfertigt man seinen Mitteilungswunsch der Welt gegenüber?

Fürs Thema Golf ist ganz klar Seitennamensgeber Kai zuständig. Ich stehe als Techniker und Nicht-Golfer im Hintergrund und pflege eben andere Leidenschaften. So kann ich mich um die Website kümmern und muss meine Vorurteile nicht überdenken.

Ganz aufrichtig wäre diese Ignoranz auf Dauer nun aber auch nicht. Hinzu kam auch eine gewisse Neugier diesem Terrain gegenüber. Und so kam was kommen musste: Heute ist mein erstes Mal auffem Platz!

Dilletantische Anfänge werden dokumentiert

Die Voraussetzungen sind hervorragend: ein Wetterchen wie man es im April selten sieht, ein schöner 9-Loch-Golfplatz für Jedermann und fast kein Betrieb. Dazu mein persönlicher Golf-Instruktor Kai, der auch alles Material zur Verfügung stellt. Unser Haus- und Hof-Fotoprofi Uwe nutzt die Gelegenheit, um meine dilettantischen Anfänge fürs Netz zu dokumentieren.

Da ich sicher nicht vorhabe, dem Golf-Virus zu verfallen, habe ich nichts in Ausrüstung investiert. Eine bequeme Jeans tut’s auch (quel affront!) und weiße Joggingschuhe sehen Golfschuhen ähnlich genug und bieten einigermaßen Halt. Einzig ein Golf-Handschuh wird benötigt. Eine Investition, die wohl tatsächlich alternativlos ist.

Zu Beginn geht’s erstmal auf die Driving Range, die bei diesem speziellen Club mit einem See als Zielgebiet der Übungsschläge ein ungewöhnliches Szenario bietet.

Kurze Einweisung in die Schlägerhaltung und los geht’s mit dem Eisen 7, zu dem man ja angeblich eine innige Verbindung aufbaut. Der erste Kontakt zwischen uns ist allerdings etwas unterkühlt. Die ersten Schläge lassen den Ball gänzlich ungerührt, weil unberührt. Sportliche Bewegung an der frischen Luft findet ja trotzdem statt. Irgendwann treffe ich dann doch, allerdings: mal zu hoch, mal zu tief, mal nach links, mal nach rechts – nur natürlich nicht so wie gewünscht. Als sich der Ballkorb leert, gelingt sogar ein Abschlag, der den 20 Meter entfernten See immerhin erreicht.

Nach Luftschwüngen glückt der Lift-Off

Jetzt geht es endlich auf den Kurs: 9 Löcher, achtmal Par 3, am Schluss ein Par 4. Abgeschlagen wird natürlich mit dem 7er Eisen, etwas anderes hatte ich ja auch noch gar nicht ausprobiert. Etliche Luftschwünge* später glückt der Lift-Off, allerdings mal wieder schön oben angespielt; ich will ja den teuren Rasen nicht kaputtmachen. Immerhin, der Ball hoppelt vom Abschlag ganz grob Richtung Fahne.
*Angeblich zählen diese Schläge für die Scorecard, auch wenn sie den Ball überhaupt nicht touchieren. Verrückte Idee. Naja, Golfer halt.

Nach und nach nähern wir uns dem ersten Ziel und plötzlich müssen neue, andere Schläger ran. Man kann den 7er wohl nicht für alles nutzen. Ganz klare Strategie von Big-Golf, um mehr Material zu verkaufen! Aber nicht mit mir. Bei Minigolf (*Blitz! Donner!*) reicht ja auch einer! Ich kann auch mit einem Sand-Wedge den Ball von oben anspielen, so leicht lasse ich mich nicht austricksen. Den Putter lasse ich mir allerdings gefallen. Für irgendwas muss der das Golfbag ja auch gut sein außer für Getränke.

Die Bahnen werden gefühlt länger, auch wenn die Par-Zahl nicht steigt. Warum? Naja, ein guter Anlass, einen neuen Schlägertyp auszuprobieren: den Hybrid! Was auch immer ein Hybrid auch ist, mir egal. Wichtig: er ist größer, ergo ist es einfacher den Ball zu treffen. Kommt mir grad recht. Wieso bekomm‘ ich den erst jetzt?? Und es stimmt, zumindest für mich blutigen Anfänger: Ball einigermaßen gut getroffen, Weite größer als bisher, top.

Checkliste an Wünschen erfüllt

Nach der Hälfte des Kurses kommt ein Highlight: der Abschlag von Bahn 7 muss direkt über einen See gehen. Hier sind keine Dackeltöter möglich. Der erste Schlag muss sitzen oder der Ball ist verloren und man darf halt mit Strafpunkt noch einmal. Und – was soll ich sagen: mein Abschlag sitzt! Er erfüllt meine komplette Checkliste an Wünschen: ganz grob Richtung Fahne und nicht ins Wasser. Perfekt.

Hier kommt übrigens auch ein weiterer Schläger ins Spiel: der Driver. Ein ziemliches Ungetüm im Vergleich zum bisherigen Besteck. Wieder der gleiche Impuls wie beim Hybrid: schön große Schlagfläche, langer „Stiel“. Passt doch super, um der Kugel ordentlich Beschleunigung zu verpassen, ohne dass man sich groß anstrengen muss. Richtiges „Ansprechen“ des Balles und ein passender Schwung vorausgesetzt, erfüllt er tatsächlich diesen Zweck. Super Ding!

Die Wahl des Schlägers überfordert mich natürlich, aber dafür habe ich ja meinen Caddy, Entschuldigung, meinen Flight-Buddy Kai. Er beantwortet geduldig meine Fragen und reicht den passenden Klöppel. Am Ende des Tages erfahre ich dann, dass wir auf diese Art eigentlich höchst illegal unterwegs waren und pro Loch eine saftige Strafe kassieren! Denn: Für die Frage nach Hilfe gibt es ebenso ’nen Strafpunkt wie für die Antwort! Wer denkt sich so etwas nur aus? Na klar, die Golfer halt.

Die Etikette an sich gibt – wie zu erwarten – Anlass zu regelmäßigem Augenrollen.

Eine Regel, die sich schnell erschließt, ist allerdings das „Fore“-Schreien. Warum auch immer man mitten im Wort anhält und es nicht zu Ende ruft, wahrscheinlich geht einem nach der Hälfte des Wortes „Vor-sicht!!!“ die Puste aus oder es ist eh schon zu spät.

Kai warnte lautstark: „Fore!“

Jedenfalls versemmelte Kai tatsächlichen einen und warnte entsprechend lautstark. Der Ball landete allerdings in einem kleinen Teich. Keine Gefahr für andere Spieler. Ich hoffe nur, die Fische haben sich nach dem Warnruf schnell genug geduckt!

Ein anderes Mal kam dann ein fremder Ball recht nah bei mir auf. Da hätte ich das „Fore“ in der Tat als Warnung gern gehört. Der Fremdspieler – zur Rede gestellt – war sich aber keiner Schuld bewusst, denn der Ball war ja noch auf seinem Fairway gelandet. Nur ich stand zu nah an selbigem. Wahrscheinlich hätte ich selbst irgendwas schreien müssen, weil ich mich seinem Fairway zu sehr angenähert hatte. Diese Feinheiten lernt man sicher mit den Jahren.

Nicht alle meine Schläge blieben auf dem Fairway, viele gingen auch fröhlich darüber hinaus. Die Schläge aus dem Gemüse (man nennt das „Rough“, glaube ich) muss ich wohl noch öfter üben. Auch der schmale Grat zwischen Luftschwung und Erdaushub ist ein Balanceakt, den ich noch nicht beherrsche.

Beim Putten wird der Golfer übrigens recht schnell, unnachgiebig und wiederkehrend grantig. Zumindest wenn man wie ich immer kreuz und quer über Grün läuft. Angeblich hätte ich irgendeine Putt-Linie gequert und dabei den Boden verdichtet. Unverschämtheit – so schwer bin ich überhaupt nicht. Das also zu Golfern und ihrer angeblichen Etikette!

Grillhütte war leider nur ein Regenunterstand

Unerwartet stoßen wir zwischen Loch 4 und Loch 5 auf eine Grillhütte, ich freute mich schon auf einen Zwischensnack. Doch leider war es nur ein Regenunterstand. Wofür ist dann die Glocke daran? Eine Lokalrunde kann es hier ja nicht geben. Ich lerne: die Bimmel ist allein dafür da, dem folgenden Team („Flight“ genannt) Bescheid zu geben, dass man mit der Bahn fertig ist. Hier ist die Sicht vom Abschlag direkt aufs Grün nämlich versperrt. Man darf also – nein – man soll sogar bimmeln.

Schneller als gedacht ist meine erste Runde nach dann doch 2 Stunden rum. Ich hätte noch Lust und Kraft für mehr, kann mich allerdings auch für ein kleines Mittagessen im Clubhaus gut erwärmen.

Danach geht’s frisch gestärkt auf die zweite Runde. Ich verbessere mich am Anfang direkt um einige Punkte und sehe schon eine erfolgreiche Golferkarriere vor meinem inneren Auge auftauchen. Am Endergebnis sieht man dann aber, dass die Ergebnisse der allerersten Bahnen ob der neuen Armverlängerung (vulgo: Schläger) ganz einfach unterirdisch waren, was sich danach auf akzeptables normal-schlecht verbesserte.

Wie man an der Scorecard erkennt, haben wir sogar bei zwei Bahnen vergessen, die Ergebnisse zu notieren. Der arme Kai als Mann am Bleistift war wohl durch die ganze Fragerei so ausgelastet, dass ihm da etwas durch die Lappen gegangen ist.

Hätte ich die Luftschwünge alle aufgeschrieben, wäre ich unterm Strich sicher bei einem dreistelligen Ergebnis gelandet. Wir haben sie aber „großzügig“ außen vor gelassen und so gab es ein – wie mir attestiert wurde – sehr passables Ergebnis. Allein: wie durchsichtig ist dieses Manöver. Man will ja nur ein weiteres Mitglied der Sekte hinzufügen, da sind leichte Schmeicheleien natürlich billig und recht.

Schach ist doch eine andere Kategorie

Mein Fazit: Angst oder Ehrfurcht braucht man vor Golf nicht zu haben. „Sport“ würde ich es weiterhin nicht nennen, auch wenn mich der Muskelkater am nächsten Tag davon überzeugte, dass es nicht mehr in die gleiche Kategorie wie Schach gehört. Es handelt sich vielmehr um einen netten Spaziergang mit kompetitivem Element. Nette Begleitung und gutes Wetter natürlich vorausgesetzt.

Ich glaube schließlich, das war nicht mein letzter „Spaziergang mit Ballbegleitung“. Auf dem Wunschzettel steht daher nun eine Minimal-Ausrüstung. Vielleicht fange ich bei den Schuhen an. Da haben wir ja auch was im Shop. Womit ich mich endlich wieder auf mein ureigenes Terrain begeben kann 🙂


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10 Jahre als Rookie