Aller Anfang 12: Die Club-Mitgliedschaft - Teil 2


Veröffentlicht am   02.05.2022 von Kai

Was kommt nach der Platzreife?, so hatte ich im vorherigen Artikel dieser Reihe gefragt und auch schon die erste der möglichen Antworten gegeben: Die Voll-Mitgliedschaft in einem Golfclub. Über eine zweite Möglichkeit soll nun dieser Text Auskunft geben.

Doch zunächst nochmal einen Schritt zurück: Die Reifeprüfung ist gerade absolviert. Viele Clubs, bei denen diese Ausbildung gemacht werden kann, bieten den Prüflingen im Anschluss Sonderkonditionen für eine reguläre Voll-Mitgliedschaft an.

Auf diese Art kann in der ersten Zeit – oft beispielsweise im ersten Jahr – das Club- und Golferleben kennengelernt werden, ohne dass der Geldbeutel zu sehr strapaziert wird.

Und für viele Neugolfer sind diese Angebote auch nicht nur sehr verlockend, sondern finanziell auch vernünftig. Denn gerade in der ersten Zeit wird das Golfbesteck natürlich häufig über Gebühr strapaziert.

Und da kann es sich dann schnell rechnen, wenn nicht für jede Platzrunde ein Greenfee entrichtet werden muss, weil die Voll-Mitgliedschaft ja volles Spielrecht beinhaltet.

Gegenmodell zur Voll-Mitgliedschaft

Und mit dem Thema Greenfee sind wir dann auch sofort bei der zweiten Möglichkeit, Golf zu spielen, Plätze nutzen zu können, ohne einen „kostenfreien“ Platz in der Nähe zu haben: Das Gegenmodell zur Voll-Mitgliedschaft ist gemeint, die Fernmitgliedschaft.

Für dieses Mitgliedschaftsmodell gibt es komplette Internetseiten, die dabei helfen, den richtigen Club zu finden. Wichtig dabei ist eigentlich nur: Der Club muss mindestens 80 Kilometer vom eigenen Wohnort entfernt liegen.

Der Vorteil gegenüber der Voll-Mitgliedschaft ist finanzieller Art. Bezahlt werden müssen nur ca. 200 Euro. Dafür übernimmt der Club die Handicap-Verwaltung und man wird – wie auch als Voll-Mitglied – offizielles Mitglied im Deutschen Golfverband, inklusive Clubausweis.

Oft erhält man auf seinem – dann relativ weit entfernten – Heimatclub auch volles Spielrecht, vielfach wird das aber niemals genutzt, gerade bei den heutigen Spritkosten. Stattdessen zahlt man nach Vorlage des Clubausweises das Greenfee bei einem Club in der Nähe.

Rechnen lohnt sich

Wer nun ein wenig rechnet, der merkt schnell: Je nach Spielhäufigkeit und Greenfee-Kosten kann dieses Modell auch schnell ganz gut ins Geld gehen, bei regelmäßigem Spiel übers Jahr könnte es sogar teurer werden als die Voll-Mitgliedschaft in der Nähe.

Der Vorteil: Auch mit der Voll-Mitgliedschaft fällt auf anderen Plätzen ein Greenfee an, das manchmal, bei Clubs in der Nähe, allerdings mit einem Rabatt versehen sein kann.

Wer also nicht immer auf demselben Platz spielen möchte, sondern, gerade zu Beginn der Spielkarriere, die Abwechslung sucht, der ist als Fernmitglied finanziell oft besser beraten.

Der Nachteil: Obwohl nicht wenige Clubs in Deutschland diese Möglichkeit der Fernmitgliedschaft anbieten, um auf diese Art zusätzliches Geld ohne großen Aufwand in die Clubkasse zu spülen, so zahlen Fernmitglieder auf mittlerweile auch nicht wenigen Plätzen in Deutschland ein höheres Greenfee als Voll-Mitglieder fremder Clubs.

Goldenes Hologramm zur Elitenbildung

Und dieses Mehrzahlen wird vom Deutschen Golfverband auch klar unterstützt. Denn Voll-Mitglieder erhalten auf ihrem Clubausweis ein goldenes „R“-Hologramm, welches Fernmitgliedern versagt bleibt. Clubs können also auf einen Blick feststellen, wer Voll- und wer Fernmitglied ist.

Hintergrund dieser Vorgehensweise ist die Tatsache, dass es natürlich nicht wenig Geld kostet, einen Golfplatz zu erhalten. Fernmitglieder, so die Ansicht des Deutschen Golfverbands, drücken sich davor, einen Club mit ihrem Jahresbeitrag zu unterstützen und so den Platzerhalt zu fördern.

Dass diese Fernmitglieder auf der anderen Seite für gute Plätze auch gern ein entsprechendes Greenfee bezahlen und damit mehr Plätze unterstützen – pro Person allerdings natürlich nicht mit einer der Gebühr einer Voll-Mitgliedschaft vergleichbaren Summe – das wird gern übersehen.

Abwechslung wird bestraft

Genau genommen werden Menschen, die die Golf-Abwechslung lieben, also bestraft. Zudem fördert die offensichtliche Zwei-Klassen-Gesellschaft auch den noch immer in manchen Köpfen vorherrschenden elitären Gedanken. Man versucht, durch hohe Gebühren eine gewisse Klientel vom Platz fernzuhalten.

Meine ganz persönliche Einstellung dazu mag sicher streitbar sein, aber ich empfehle jedem, egal, ob Fern- oder Vollmitglied, Clubs als Gastspieler zu meiden, die durch unterschiedliche Greenfees diesen Elitegedanken fördern.

Von mir bekommen diese Clubs normalerweise kein Geld, ich spiele lieber woanders. Und das nicht, weil es mir um die 10 oder 20 Euro geht, die von Fernmitgliedern grundlos mehr genommen werden.

Es geht vielmehr darum, dass dieser Elitegedanke dem Golfsport in Deutschland generell schadet. Und das merken diese Clubs der Hochnäsigkeit wahrscheinlich erst dann, wenn Ihnen die Einnahmen durch Gastspieler am Jahresende in der Bilanz deutlich fehlen.

Das ist – wie betont – nur meine Meinung. Es ist keine Handlungsempfehlung, aber vielleicht ein Ansatz, darüber nachzudenken. Dieser Gedanke gilt auch für das dritte Golfmodell.

(Foto: VcG)

Denn es bleibt noch eine weitere Möglichkeit, Golf zu spielen, ohne sich an einen festen Club und einen Platz zu binden. Das ist die Mitgliedschaft im VcG, dem Verein clubfreier Golfer. Hier hat man keinen Heimatclub mit Platz, sondern nur einen Verein, der einen Mitgliedsausweis ausstellt, der wiederum von vielen deutschen Plätzen fürs Spiel anerkannt wird. Auch die Handicap-Führung, also die Verwaltung im Hintergrund, übernimmt der VcG.

Der Vorteil gegenüber der Fernmitgliedschaft liegt in Turnieren, die der VcG bundesweit veranstaltet. Die Kosten für die Mitgliedschaft sind mit der Fernmitgliedschaft vergleichbar.

Als Nachteil muss man sehen, dass VcG-Mitglieder noch unbeliebter sind als Fernmitglieder, da sich letztere ja zumindest noch unter dem Dach des Deutschen Golfverbands (DGV) bewegen. Der VcG ist unabhängig davon. Das führt aber dazu, dass es mehr Plätze gibt, die von VcG-Mitgliedern ein erhöhtes Greenfee verlangen, auf manchen Plätzen haben die VcGler überhaupt kein Spielrecht.

Hürde vor der Voll-Mitgliedschaft

Das also nochmal zum Stichwort Elitebildung. Hier kommt im Übrigen noch ein Punkt hinzu, der immer mehr um sich greift: Beim Thema Voll-Mitgliedschaft legen immer mehr Clubs Wert darauf, den Aufnahmeaspiranten zunächst persönlich kennenzulernen, bevor eine Mitgliedschaft ermöglicht wird.

Die Antragstellung wird hier also erschwert, mit einer klaren Hürde versehen. An dieser Stelle kann ich jeden verstehen, der es lieber mit Groucho Marx hält. Der soll gesagt haben: „Ich möchte keinem Club angehören, der Menschen wie mich als Mitglied aufnimmt.“

Letztlich muss sich jeder Neugolfer selbst entscheiden, welche Art der Mitgliedschaft er eingehen will, welche Vor- oder auch Nachteile er in Kauf nehmen kann oder will. Helfen kann dabei ganz simpel die Infrastruktur des eigenen Wohnortes.

Vor Abschluss einer Vereinsmitgliedschaft sollte daher geprüft werden, welche Clubs und Plätze es in Wohnortnähe gibt und welche Kosten bzw. Einschränkungen je nach Mitgliedschaft damit einhergehen.

Hilfestellung geben die Clubseiten im Internet, auf denen immer Greenfee- oder Mitgliedschaftspreise aufgezeigt werden, auf denen in den meisten Fällen auch Sonderregeln für Fern-Mitglieder oder VcGler aufgezeigt werden.


Teilen auf   Facebook   Twitter   LinkedIn  
Pinterest  
Email   Whatsapp   Telegram