#18 - Mit Stableford zum Handicap


Veröffentlicht am   01.06.2023 von Kai

Heute soll es geraten. Geplant und beim Club angemeldet ist eine EDS-Runde, ein „Extra Day Score“, also ein Handicap-wirksames Spiel. Dabei geht man zu zweit oder zu mehreren auf die Runde und zählt gegenseitig – und natürlich streng regelkonform – die Schläge.

Letztlich will ich dadurch mein persönliches Handicap verbessern. Genau genommen habe ich mit einer -51 auf meinem Clubausweis sogar kein Handicap, denn der Wert wird bis einschließlich -37 „Clubvorgabe“ genannt. Um es nicht zu kompliziert zu machen, nutze ich hier aber weiter den Begriff Handicap.

Fairer Wettbewerb

Der Sinn dieses Handicaps liegt übrigens nicht nur darin, mit einer simplen Zahl sagen zu können, wie gut oder schlecht man Golf zu spielen vermag. Über diese Zahl können auch Spieler gegeneinander in Wettbewerb treten, die sich vom Können auf dem Platz her deutlich unterscheiden. Ein Umrechnungssystem macht’s möglich.

Das Stichwort heißt „Stableford“, worüber letztlich – nach der Runde – auch der neue Wert für den Clubausweis berechnet werden kann. Ein Beispiel hilft beim Verständnis: Die Löcher eines Golfplatzes sind kategorisiert, werden mit Par 3, Par 4 oder Par 5 klassifiziert. Diese jeweilige Zahl sagt, wie viele Schläge ein Spieler mit Handicap 0 benötigt, um den Ball einzulochen. Beim Par 3-Loch also zum Beispiel 3 Schläge.

2 Punkte fürs Par

Schafft der Spieler dieses Par, benötigt also genau so viele Schläge, wie vorgegeben, so bekommt er für das Loch 2 Stableford-Punkte. Für jeden abweichenden Schlag gibt es dann einen Punkt mehr oder weniger, wer ein Par 3 mit vier Schlägen locht, der bekommt also nur 1 Stableford-Punkt, wer nur 2 Schläge benötigt, der bekommt 4 Stableford-Punkte.

Was im ersten Moment etwas kompliziert klingen mag, das ist eigentlich ganz einfach. Kurz gesagt: Je weniger Schläge pro Loch, desto mehr Stableford-Punkte. Das Par des Lochs bestimmt die Grundlage.

36 Punkte als Ziel

Wenn also unser Beispiel-Golfer mit Handicap 0 während der Runde an allen 18 Löchern Par spielt, dann bekommt er pro Loch zwei Stableford-Punkte und hat entsprechend am Schluss 36 Punkte erspielt. Er hat damit sein Handicap bestätigt.

Nehmen wir einen Anfänger als anderes Beispiel: Sein Handicap ist -54. Damit fängt jeder Spieler nach absolvierter Platzreife an. Natürlich wird solch ein Rookie die Par-Vorgaben pro Loch nicht erreichen können, sondern mehr Schläge benötigen.

Mehr Schläge pro Loch erlaubt

Wie viele Schläge er spielen darf, um sein Handicap zu bestätigen, sagt das Handicap selbst aus. Denn der Wert gibt an, wie viele Schläge der Spieler mehr benötigen darf, als es der Platzstandard, also der Wert aller Par-Löcher zusammengerechnet, aussagt. Dieser Standard ist normalerweise 72 bei 18 Löchern. Ein Spieler mit Handicap -54 darf also 54 Schläge mehr als Standard, gerechnet 72+54= 126 Schläge benötigen.

Um herauszufinden, wie viele Schläge mehr es pro Loch sind, teilt man den Handicap-Wert durch 18, die Anzahl der Löcher einer kompletten Platzrunde. In unserem Beispiel: 54 : 18 = 3. Der Spieler darf also zusätzlich zur Par-Vorgabe pro Loch 3 Schläge mehr spielen, um sein Handicap zu erreichen. Ein Par 3-Loch mit 6 Schlägen entspricht also seinem Können, seinem persönlichen Par. Ebenso ein Par 4 mit 7 Schlägen und natürlich ein Par 5 mit 8 Schlägen.

Direkter Vergleich möglich

Um sich jetzt direkt mit jedem anderen Spieler vergleichen zu können und auch um nach der Runde errechnen zu können, ob man sein Handicap erspielt hat oder vielleicht besser oder schlechter war, gibt es die Stableford-Punkte.

Als Beispiel mag ein Wettbewerb zwischen einem Spieler mit Handicap -18 und einem mit Handicap -36 dienen. Der bessere Spieler darf pro Loch einen Schlag mehr notieren um sein persönliches Par zu spielen, der schlechtere Spieler hat zwei Schläge zusätzlich. Spielen beide auf einem Par 3-Loch ihr persönliches Par, bekommen also jeweils 2 Stable-Ford-Punkte und sind damit in Relation gleich gut, obwohl sie vom Können her differieren.

Haben beide am Ende der Runde 36 Stableford-Punkte erspielt, so sind sie nicht nur – unter Berücksichtigung des jeweils persönlichen Handicaps – gleich gut gewesen, sie haben auch ihr Handicap bestätigt.

Nicht zuletzt diese Berechnung macht Golf so spannend und interessant. Es gibt keine andere Sportart, bei der sich unterschiedlich starken Gegner dennoch in einem fairen Wettbewerb miteinander messen können.

Wer bis hierhin mitgedacht hat, dem ist Folgendes sicher aufgefallen: Wir haben mit Handicaps gerechnet, die sich durch die Anzahl der Löcher eines Platzes, also die 18, teilen lassen, um jeweils einen ganzzahligen Wert zu erreichen. Was aber passiert, wenn das Handicap beispielsweise 31 lautet? 31 : 18 = 1,72.

Wenn Schläge „übrig bleiben“

Auch das ist nicht so schwierig, wie es scheinen mag. Da man ja keinen 0,72-Schlag absolvieren kann, würde man bei Handicap 31 zunächst die 18 nehmen, die sich wieder gut teilen lässt und die jedem Loch einen Schlag mehr zuweist. Unser 31-Handicapper darf also schonmal bei jedem Loch einen Schlag mehr benötigen, um sein Handicap zu bestätigen.

Es bleiben aber noch 13 Schläge übrig. Und die werden nach Schwierigkeit der Löcher verteilt, die normalerweise auf der Scorecard anzeigt wird oder im Clubhaus des jeweiligen Platzes zu erfahren ist. Für die 13 schwierigsten Löcher bekommt unser Spieler dann nochmal einen Schlag für sein persönliches Par hinzu. Er darf also letztlich auf 13 Löchern zwei Schläge mehr benötigen, auf den übrigen 5 Löchern nur einen Schlag mehr, um sein Handicap zu spielen.

„Golfer-Latein“

Wer übrigens schon einmal die Begriffe „Birdie“, „Bogey“, „Double Bogey“ oder auch „Eagle“ oder „Albatros“ gehört hat, der ist hier auch richtig. Mit diesen Begriffen kann man sagen, wie viele Schläge man vom Par abweichend für ein Loch benötigt hat. Ein „Birdie“ ist ein Schlag unter Par, ein Par 3-Loch wurde also mit 2 Schlägen absolviert, ein „Eagle“ bezeichnet das Lochspiel mit 2 Schlägen unter Par, ein „Albatros“ 3 Schläge unter Par. Und auch für mehr Schläge pro Loch gibt es Bezeichnungen. Wer einen Schlag mehr als Par notieren muss, der hat einen „Bogey“ gespielt, bei 2 Schlägen mehr ist es dann ein „Double Bogey“.

Meine ganz persönliche Handicap-Verbesserungsrunde, meinen „Extra Day Score“, habe ich übrigens nicht spielen können, weil mein Mitspieler und Zähler erkrankt ist. Alleine geht das leider nicht. Und so harre ich der nächsten Gelegenheit und versuche, den inneren Schweinehund zu bekämpfen, der mich immer vom Üben auf der Range abhalten will.


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