#17 - Mit Loft in die Luft


Veröffentlicht am   18.05.2023 von Kai

Wer zum GolfschlĂ€ger greift, der kommt um das Stichwort „Loft“ nicht herum. Dabei geht es nicht um einen zur Wohnung umgebauten Lagerraum gleichen Namens, sondern um die Eigenheit eines jeden GolfschlĂ€gers. Und so habe den Begriff ich auch auf diesen Seiten schon hĂ€ufig genutzt und grundsĂ€tzlich auch bereits erklĂ€rt. Dennoch will ich hier noch einmal ganz konkret auf den Loft eingehen.

Der Loft beschreibt den Neigungswinkel der SchlagflĂ€che eines GolfschlĂ€gers, angegeben in Grad, in Relation zur Vertikalen. Er ist wichtig fĂŒr den Spieler, denn durch den Loft wird die Höhe der Flugbahn eines Balles bedingt und damit auch die Weite. Je grĂ¶ĂŸer der Winkel, desto höher die Flugbahn in Form einer Parabel und desto geringer die Weite des Schlages.

Kein Industrie-Standard

Zu bemerken ist bei diesem Thema eins: Es gibt keinen Industrie-Standard fĂŒr den Loft, der bestimmte Gradzahlen vorschreiben wĂŒrde. Unterschiedliche SchlĂ€gerhersteller können also bei gleichen SchlĂ€gern mit unterschiedlichen Systemen, mit unterschiedlichen Loftgraden aufwarten. SchlĂ€gersĂ€tze fĂŒr AnfĂ€nger haben oft höhere Lofts als die fĂŒr bessere Spieler, dazu gibt es gelegentlich Unterschiede zwischen Damen- und HerrenschlĂ€gern. Das macht die SchlĂ€ger nicht vergleichbar, ein Eisen 7 kann bei Hersteller A ein anderes Loft aufweisen als bei Hersteller B. So kann derselbe Spieler mit diesem Eisen 7 bei gleichem Schwung mit dem einen HerstellerschlĂ€ger weiter schlagen als mit dem anderen.

Auch das Alter eines SchlĂ€gers muss in diese Betrachtung einbezogen werden, denn die Hersteller haben bei gleichen SchlĂ€gern im Lauf der vergangenen Jahrzehnte Jahren den Loft verĂ€ndert. Das geschah nicht zuletzt, um mit gleichen SchlĂ€gern mehr Weite erzielen zu können. Ein Eisen 7 – um beim Beispiel zu bleiben – hatte vor rund zehn Jahren 32 Grad Loft, aktuell haben Eisen 7 desselben Herstellers ein Loft von ca 27 Grad. Derselbe Spieler schlĂ€gt den Ball mit dem neuen SchlĂ€ger also weiter.

Keine offene Kommunikation

KritikwĂŒrdig ist die Tatsache, dass die meisten Hersteller zwar mit dieser LoftverĂ€nderung arbeiten, sie aber auf dem Markt nicht offen kommunizieren. Statt dessen erfahren Kaufwillige in blumigsten Worten etwas von der Materialverbesserung, den neu gestalteten Grooves (den FrĂ€slinien in der SchlagflĂ€che) und dem verbesserten Design, die allesamt angeblich dafĂŒr sorgen, dass man mit einem modernen Eisen 7 weiter schlĂ€gt, als mit einem aus frĂŒheren Jahren und Jahrzehnten.

Etwa 75 % der Ballgeschwindigkeit sind vom Loftwinkel abhĂ€ngig, wĂ€hrend die ĂŒbrigen 25 Prozent von der SchlĂ€gerlĂ€nge abhĂ€ngen. Je weniger Loft, desto schneller ist die kleine Kugel. Aber je mehr Loft, desto höher fliegt sie. WĂ€hrend in den 60er Jahren das Pitching-Wedge etwa 52 Grad Loft hatte, hat es inzwischen etwa 44 Grad, so dass es zu 8 Grad Loftverschiebung kam. Hieraus resultierte das Gap-Wedge, ein SchlĂ€ger, der die LĂŒcke im oberen Loftbereich fĂŒllt. Auch die mangelnde Spielbarkeit der langen Eisen sind hierdurch begrĂŒndet. Man kann ĂŒber dieses Verschweigen am SchlĂ€germarkt allerdings denken, was man denken möchte.

Loftzahlen sind ĂŒbrigens nicht nur – wie viele glauben – bei den Eisen und vor allem den Wedges wichtig, auch bei den Hölzern sollte das jeweilige Loft beachtet werden.

Da der Driver der einzige SchlĂ€ger ist, der in einer AufwĂ€rtsbewegung den Ball treffen soll, da er der einzige ist, bei dessen Benutzung (beim Abschlag) der Ball aufgeteet ist, muss dessen Loft gesondert betrachtet werden. Fachleute gehen davon aus, dass etwa 90 Prozent aller Hobbygolfer einen fĂŒr sie falschen Driver spielen, also damit nicht in der Lage sind, die ihnen mögliche optimale Weite zu erzielen.

Von Schwunggeschwindigkeit abhÀngig

Der optimale Loft auf dem Driver ist von der Schwunggeschwindigkeit abhĂ€ngig, welche mit dem Driver zwischen 95 und 175 km/h liegt. Durchschnittliche Spieler mit einer Schwunggeschwindigkeit zwischen 130 und 150 km/h mit dem Driver und einer leichten AufwĂ€rtsbewegung im Treffmoment, haben mit 13 Grad Loft auf dem Driver die grĂ¶ĂŸte Schlagweite.

Was beim Thema Loft noch beachtet werden sollte, ist die Tatsache dass die umfangreiche Herstellung von GolfschlĂ€gern ist in den WerkstĂ€tten mit Ungenauigkeiten behaftet ist. So kann man mit einer Abweichung von mindestens einem Grad rechnen. Sofern innerhalb eines SchlĂ€gersatzes also ein Eisen einen Ausreißer nach oben und das darauf folgende einen Außreißer nach unten aufweist, besteht zwischen den beiden SchlĂ€gern kein grĂ¶ĂŸerer merklicher Unterschied mehr, weshalb es bei einem neuen SchlĂ€gersatz ratsam ist, sofort die Loftwinkel zu ĂŒberprĂŒfen. Auch können Loftwinkel sich durch jahrelanges Spiel mit den Eisen verstellen, sofern der Spieler den Golfball hart schlĂ€gt oder regelmĂ€ĂŸig große Divots mitnimmt. Eine Korrektur von Loftwinkeln ist bei geschmiedeten Eisen möglich.

Verstellbare SchlÀger

Heutzutage werden auch SchlĂ€ger hergestellt, bei denen der Loft-Winkel um etwa ein Grad nach oben und unten verstellt werden kann. Dies betrifft aber nur die lĂ€ngeren SchlĂ€ger wie Driver, Fairwayhölzer und Hybride. HierfĂŒr wird eine Schraube unter dem GolfschlĂ€ger gelöst und der Schaft auf die gewĂŒnschte Loft-Markierung gedreht. Dies darf wĂ€hrend eines Turniers nicht gemacht werden, da das Regelwerk eine Änderung der AusrĂŒstung wĂ€hrend des Spiels nicht zulĂ€sst. Bei Eisen ist das nicht machbar, weil der SchlĂ€gerkopf aus verschiedenen GrĂŒnden fest mit dem Schaft verklebt wird.


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How to Golf