Golfball ist nicht gleich Golfball


Veröffentlicht am   07.12.2023 von Kai

Glaubt man den Herstellern, dann können Golfbälle spielentscheidend sein. Und schaut man etwas tiefer in die Materie, so ist das durchaus möglich, denn Golfball ist längst nicht gleich Golfball. Es gibt große Unterschiede in der Herstellung.

Doch zunächst zu den Anfängen: Erste Golfbälle waren natürlich noch nicht so komplex wie die heute erhältlichen. Sie wurden aus Baumharz gefertigt oder waren eine schlichte Holzkugel, die – um die Eigenschaften im Treffmoment zu verbessern – mit Leder umwickelt waren.

Die Flugeigenschaften waren entsprechend unwägbar. Im Vergleich zu heute waren die Weiten eher nicht der Rede wert und auch die Flugrichtung konnte manchmal anders aussehen, als vom Spieler gewünscht.

Änderungen im Laufe der Zeit

Das änderte sich im Laufe der Zeit. Neben verbesserten und modernen Schlägern, bei denen Material von Schaft und Kopf viel mit dem Erfolg des Spiels zu tun haben, wurden auch die Bälle besser, flogen weiter, die Materialien ermöglichten eine deutlich geringere Abweichung in der Serienfertigung, kurz gesagt: Bälle wurden vielschichtiger – und das auch im wahrsten Sinn des Wortes.

Wer heute mit dem Golfspielen beginnt und sich eine Ausrüstung zusammenstellt, der legt zumeist Wert auf gute Schläger, vielleicht auch auf bequeme Schuhe und Handschuhe, doch oft wird das Thema „Ball“ vernachlässigt.

Das mag ganz am Anfang der Karriere auf den Fairways und Grüns eventuell noch zu verschmerzen sein. Doch wird regelmäßiger gespielt und wächst das Gefühl für Schlag, Schläger und Treffmoment, so sollte zwingend auch der Ball in den Fokus rücken. Denn es gibt große Unterschiede, nicht nur im Material, sondern auch im Aufbau.

Äußerlich kaum Unterschiede

Dabei unterscheiden sich die kleinen Kugeln zunächst kaum voneinander. Zumeist sind sie weiß, wenn es natürlich auch andere Farben gibt (was, je nach Jahreszeit, beim Auffinden nach einem nicht so gelungenen Schlag hilfreich sein kann).

Außerdem haben sie diese bekannten Dellen, Dimple genannt. Diese sorgen für Flugstabilität, bringen durch besondere Aerodynamik aber auch mehr Weite, als sie ein komplett glatter Ball erzielen würde. Angeblich bis zu 100 Prozent mehr. Es sind übrigens im Schnitt zwischen 300 und 450, je nach Hersteller. Eine Regelvorgabe dazu gibt es nicht.

Und woraus werden die Bälle nun gefertigt? Auch hier gibt es Variationen, je nach Hersteller. Generell sind aber Kunststoffe im Einsatz, Urethan oder Ionomere, ebenso wie Kautschuk.

Ein weiterer Aspekt bei der Fertigung neben dem Material ist auch der Aufbau. So gibt es ein-, zwei-, drei und sogar vierschichtige Golfbälle.

Urethan, Ionomere und Kautschuk

Urethan, ein Polymer, wird dabei in zwei Versionen verwendet: Thermoplastisch und duroplastisch. Erstere werden bei Erwärmung weich, behalten aber letztlich ihre Form bei, duroplastische Verändern beim Erwärmen ihre Form und behalten diese bei. Das Material wird auf diese Weise gehärtet. Dadurch hat diese Art mehr Möglichkeiten in Bezug auf Flexibilität, aber auch Präzision beim Design.

Ionomere sind im Vergleich dazu eher weich und dadurch nicht so stabil. Aus ihnen wird dennoch oft die Außenhaut der Zweischichtbälle gefertigt, diese sind dann nicht so haltbar, bekommen leichter Macken oder platzen schlimmstenfalls auch auf. Surlyn, eine besondere Art der Ionomere, wird oft für die Außenhaut von Bällen verwendet.

Kautschuk in synthetischer Form kommt als Kern von Bällen zum Einsatz. Er kann eher fest oder eher weich sein und ist zum Großteil für die Geschwindigkeit des Golfballs verantwortlich – natürlich neben der Schlägerkopfgeschwindigkeit, die ein Spieler im Treffmoment von Schläger und Ball erzeugt hat.

Nun noch einige Fakten zu den Schichten der Golfbälle:

Einschichtige, oder auch 1-Piece-Bälle genannt, sind oft komplett aus Surlyn. Sie finden als Übungsbälle Verwendung, kommen also auf den Ranges der Plätze zum Einsatz. Sie sind eher weich, verformen sich im Treffmoment stark und verlieren dadurch an Weite. Für Anfänger sind sie dennoch eine gute Wahl.

Zweischichtige Bälle verfügen über einen Kern und eine Surlyn-Außenhaut. Sie sind eher langlebig und erzielen durch den Kern eine deutlich größere Weite als Einschichtbälle. Dabei wird allerdings die Möglichkeit der Ballkontrolle durch den Spieler eher in den Hintergrund gerückt. Auch hier können Golf-Neulinge zugreifen.

Ausprobieren kann sich lohnen

Dreischichtige Bälle sind außen weicher als Ein- oder Zweischichter. Sie sind im Vergleich weniger haltbar, aber besser zu kontrollieren. Deshalb greifen ambitionierte Spieler mit mittlerem bis niedrigem Handicap eher zu dieser Ballart, die aber auch den Geldbeutel bereits in der Anschaffung mehr belastet.

Für Profis oder herausragend gute Spieler kommt schließlich nur der 4-Piece- oder Multilayer-Ball infrage. Sie sind vergleichsweise teuer und anfällig, sollen aber durch eine ausgewogene Kombination an Materialien deren positive Eigenschaften vereinen und sowohl ein optimales Flugverhalten zeigen wie auch die beste Ballkontrolle und die größte Weite.

Gerade für Anfänger und Seltenspieler lohnen sich also eher die 2-Piece-Bälle. Es kann aber sich nicht schaden, bei Gelegenheit auch die Drei- und Vierschichter einfach mal auszuprobieren.


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Ausrüstung