Der Winter ist da. Weite Teile Deutschlands liegen unter einer weißen kalten Decke verborgen. Kinder ziehen mit ihren Schlitten zum nächsten Hügel, ihre Eltern schnallen Ski aufs Autodach, um am Wochenende zur Piste zu fahren und zu wedeln. Ist es nicht herrlich? Ist es nicht? Naja, dann gehören Sie wohl zu den Geplagten, die sich mit dem Wagen den Weg zum Arbeitsplatz bahnen mussten - und natürlich auch wieder zurück. Das ist derzeit nur bedingt lustig. Und ich wünsche Ihnen: Kommen Sie immer gesund und unfallfrei ans Ziel.
Aber auch Golfer sind aktuell nur bedingt fröhlich, denn viele Plätze sind gesperrt. Aber auch ohne Sperre wäre Golfen unmöglich, denn wenn der Ball nach dem ersten Schlag im Schnee unauffindbar versinkt, ist der Spaß vorbei, bevor er richtig begonnen hat. Und hat sich der Schnee in Matsch verwandelt, dann sind die Platzhüter noch empfindlicher, denn jeder Gang über den Platz, jeder Schritt und jeder Schlag schädigt die Anlage. Auch und vor allem deshalb die Sperre.
Aber mit ein wenig Glück (und Einsatz der Verantwortlichen) ist vielleicht wenigstens die Range geöffnet, wenn schon keine Platzrunde, dann ist so wenigstens eine Trainingseinheit möglich. Für die absolut Infizierten, die partout nicht auf ihren Schwung und Abschlag verzichten wollen, manchmal die einzige Chance, ihrer Leidenschaft zu frönen.
So ging es mir ganz am Anfang meiner Golferkarriere. Ich hatte es ja vergangene Woche thematisiert: Schnupperkurs, Platzreife, erste Mitgliedschaft mit offiziellem DGV-Ausweis, also der Erlaubnis, quasi auf jedem Platz spielen zu dürfen - mit alldem in der Tasche war ich zur Ostsee in den Urlaub gefahren und hatte natürlich auch das - wenn auch abgespeckte - Besteck eingepackt: eine Handvoll Schläger und alles, was sonst noch benötigt wird, von den Schuhen bis zum Handschuh.
Doch am Urlaubsziel angekommen, lag der Schnee einen halben Meter hoch. Dazu war es nicht nur eisig kalt, sondern es stürmte auch, während es weiter dicke Flocken schneite. Ein Wetter, bei dem man, wie es so schön heißt, "nicht mal einen Hund vor die Tür jagen" würde. Doch ich wollte mich partout nicht davon abhalten lassen, mein neues Hobby zu genießen. Und die Liebste, genauso Neu-Golferin, war meiner Meinung.
Kaum vor Ort angekommen, wurde entsprechend die Lage sondiert. Der nächste Golfplatz war nicht weit entfernt und auch geöffnet, zumindest die Driving-Range. Das sollte uns reichen. Direkt am zweiten Urlaubstag wurde der Platz angesteuert, wenn sich das Wetter auch nicht geändert hatte. So dick und warm eingepackt war ich zuvor und auch danach wohl nie wieder vor die Tür getreten. Was soll ich sagen? Gefroren habe ich trotzdem.
Vor Ort angekommen, kämpften wir uns also vom Club-Parkplatz ins Clubhaus, wo wir von einer freundlichen, aber auch etwas gelangweilten Sekretärin mit ungläubigem Staunen begrüßt wurden: "Sie wollen tatsächlich bei dem Wetter auf die Range?", fragte sie mit einem Blick aus dem Fenster. Ja, wir wollten und durften dann auch. Der Ballautomat auf der Range schlucke auch Euros, teilte sie uns mit. Es könne aber nicht garantiert werden, dass er nicht eingefroren sei. Also zahlten wir eine kleine Gebühr und machten uns auf den mittlerweile knietief oder kniehoch verschneiten Weg zur Range.
Die Abschlagsboxen boten nur wenig Schutz vor dem noch immer tobenden Schneesturm, aber wir frisch Golfvirusinfizierten ließen uns nicht abschrecken. Und der Ballautomat war uns wohlgesonnen, er spuckte die weißen Kugeln aus. Wie sich zeigen sollte, würde der Einsatz eines einzigen Euros genügen, denn: Wir waren natürlich allein auf der Range und die Bälle blieben gut sichtbar auf der eisharten Schneedecke liegen, sodass wir sie fröhlich, weil ungefährdet und auch unbeobachtet, nach jeder Runde wieder einsammeln konnten. Dass wir damals noch blutige Anfänger waren und daher die Bälle nicht weit flogen, kam uns zugute.
Diese Zeit auf der ersten für uns fremden Golfrange war eine besondere Erfahrung, die ich nicht missen möchte, aber auch nicht wiederholen und daher niemandem empfehlen würde. Es hat zwar Spaß gemacht, und damit seinen Zweck erfüllt, aber richtig trainiert haben wir nicht. Es war schlicht nicht möglich in der dicken Kleidung und mit dauerkalten Händen. Allerdings habe ich durch dieses Erlebnis immer eine Anekdote aus meiner Zeit als absoluter Anfänger zu erzählen, die für Kopfschütteln und Schmunzeln sorgt. Und das ist auch etwas wert.
Diese kleine Geschichte zeigt anschaulich, wie verrückt Menschen sein können, gerade, wenn sie ein neues Hobby entdeckt und frisch damit begonnen haben. Kein Schnee kann zu hoch, keine Temperatur zu niedrig und kein Sturm zu stark sein. Zugegeben, heute bin ich - vielleicht auch nur durch mein Alter - gelassener geworden, hätte keine Erfrierungen riskiert, nur um, quasi mit dem Kopf durch die Wand, das neue Hobby auch unbedingt im Urlaub praktizieren zu können.
Aber auch damals reichte diese Zeit am zweiten Tag auf der Range. Für den Rest des Urlaubs blieb das Golfbesteck unberührt, wir genossen lieber lange Spaziergänge und mieden dabei den tiefen Schnee. Doch eines haben wir dort beibehalten: Wie nach dem Abenteuer auf dem verschneiten und stürmischen Golfgelände, so gab es auch nach jedem weiteren Ausflug einen heißen Tee in der angenehm warmen Ferienwohnung. Das beste Mittel gegen innere und äußere Kälte.