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Es hat lange gedauert, bis ich mich getraut habe, als Golf-Anfänger zum Driver zu greifen. Sowohl der Trainer beim Platzreifekurs, als auch bereits seit längerem golfende Freunde haben immer gesagt: „Erst die Eisen einigermaßen beherrschen, dann zu den Hölzern greifen.“
Anfangs, als ich es nicht besser wusste, habe ich darauf gehört, habe gedacht: deren Erfahrung wird schon auch für mich richtig sein. Und da mein zu Beginn schnell erstandenes Set nur aus Eisen bestand, kam ich auch nicht in die Versuchung, mal ein Holz aus dem Bag ziehen zu können.
Doch irgendwann bekam ich von einem Kollegen, der zu der Zeit auch noch als relativer Neuling auf dem Platz gelten konnte, einen gebrauchten und auch schon recht alten, aber gut erhaltenen Driver angeboten, für schmales Geld. Er selbst hatte ihn auch schon gebraucht erstanden, wollte jetzt aber aufrüsten und sich etwas Neueres und Passenderes zulegen.
Und ich konnte nicht widerstehen. Geldbeutel gezückt und der olle Cobra war gegen ein paar Taler meiner. Machte sich gut im Bag, sah nach was aus. Nur – gespielt habe ich ihn dann zunächst doch noch nicht. Ca. zwei Jahre habe ich ihn mitgeschleppt, bis ich dann den ersten Ball damit geschlagen habe. Und – o Wunder – es war kein großer Erfolg.
Nachdem das Eis gebrochen war, habe ich ihn auf der Range regelmäßig zur Hand genommen und die Schläge wurden besser. Aber: ich bekam keine wirklich gute Höhe hin, die Bälle flogen relativ flach. Das lag sicherlich an meinem Schwung – ich hole auch heute noch nicht wirklich weit aus. Das beeinflusst natürlich auch die Schlägerkopf-Geschwindigkeit, die für eine gute Höhe des Ball wohl zu niedrig war, was gerade bei Anfängern häufig vorkommt. Und letztlich lag es sicher auch an zu wenig Loft. Der neue alte Driver hatte nur 9,5 Grad, was ihn – wie ich lernte – für Anfänger nicht gerade empfehlenswert machte. 12 bis 13,5 Grad dürften es schon sein, so las ich irgendwo.
Dennoch habe ich ihn längere Zeit benutzt, war unterm Strich ganz zufrieden mit den Weiten, die ich erzielen konnte. Bis dann mein Dauer-Golfpartner, der auch eine alte Möhre gespielt hatte, mit einem nagelneuen Driver auftauchte und prompt seine Bälle höher und weiter schlug. Da fing ich an, auch über eine Neuanschaffung nachzudenken.
Es gab nur noch eine Hürde: Ich wollte keine 350 bis 500 Euro ausgeben, dazu war ich zu sparsam. Doch das kosten gute Driver ungefähr. Und wieder begnügte ich mich eine Zeit lang mit meinem alten Knochen, nahm in Kauf, dass mein Partner weiter schlug und nicht zuletzt deshalb unterm Strich bessere Zahlen auf der Scorecard notieren konnte.
Doch ich beobachtete regelmäßig die Angebote der einschlägigen Online-Stores. Und als ich vor Weihnachten ein Drivermodell fand, dass bereits seit drei Jahren auf dem Markt war, bereits Nach- und Nachfolger hatte und zum Neupreis von 140 Euro (statt ursprünglich 450 Euro) angeboten wurde, da musste ich einfach zuschlagen, quasi als Weihnachtsgeschenk für mich selbst.
Der Neue ist nun nicht nur farbschön (ja, total nebensächlich), sondern zudem zwischen 11,5 und 13,5 Grad Loft verstellbar. Damit sollte es nun geraten. Doch wieder dauerte es, bis ich damit tatsächlich den ersten Abschlag auf der Range und schließlich auch auf der Runde machte. Zwischen den Jahren und auch noch eine Zeit im neuen Jahr gab es aus unterschiedlichen Gründen keine Gelegenheit, auf den Platz zu fahren. Seither jedoch habe ich Spaß, naja, meistens jedenfalls.
Wenn auch die Länge (noch) fehlt, ich bin begeistert von meinen Schlägen, die sich deutlich von den Ergebnissen mit dem alten Driver unterscheiden. So macht Golf einfach noch mehr Freude.
Doch seitdem weiß ich zweierlei – und das ist des langen Textes kurzer Sinn: Zum einen rate ich Anfängern, den Driver nicht zu lange im Bag zu lassen. Ist der Schwung einigermaßen ok und fliegen die Bälle mit den Eisen schon ganz passabel, so darf die Übung mit dem langen Holz beginnen. Nicht zuletzt, weil es einfach Spaß macht, wenn dann ein Ball mal – nach einem mitreißenden „Plopp“ des Schlägerkopfes im Treffmoment – schön weit fliegt. Und das kann das manchmal gerade zu Beginn doch etwas ermüdende Training auf der Range etwas auflockern. Es hilft, die gute Laune zu behalten.
Der zweite Punkt dreht sich ums Material: Wer den erstbesten Driver kauft, nur weil er billig ist, gut aussieht oder klingt, der tut sich eventuell keinen wirklichen Gefallen. Denn tatsächlich ist es im Golfsport wichtig, eine der eigenen Spielstärke angepasste Ausrüstung zu spielen, in diesem Fall einen Driver mit eher etwas mehr Loft als zu wenig. Am besten kauft man einen, dessen Loft sich verstellen lässt. Und schon ist man für Jahre gerüstet, auch und gerade, wenn sich die Spielstärke langsam verbessert.