Wo Du gerade sagst: ... Angstgegner ...


Veröffentlicht am   06.04.2023 von Kai

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Ja, ich gebe es zu: Ich habe beim Golfen einen Angstgegner. Er erwartet mich regelmäßig auf meinem Lieblingsplatz und zwar immer an Loch 7. Es ist zum Verrücktwerden mit ihm. Ich kann ihm nicht entgehen. Und er sorgt in 50 Prozent der Fälle dafür, dass ich das Loch versaue, den bis dahin guten Schnitt auf der Scorecard ruiniere.

Ich hab’s sicher schon einmal hier irgendwo geschrieben: Golf hat viel mit Psychologie zu tun. Man spielt mehr gegen sich selbst, als dass man gegen den Flightpartner antritt. Der Kopf macht den guten Score auf der Runde aus – oder auch den schlechten.

Dieses bestimmte GefĂĽhl

Kennen Sie das auch? Man hat sich auf der Range eingeschlagen, der Schwung hat passabel funktioniert, die Länge mit dem Driver ist erstaunlich gut, auch die Eisenschläge lassen eine gute Runde erwarten. Und dann steht man am ersten Abschlag und irgendwie will sich dieses bestimmte Gefühl nicht einstellen.

Dieses Gefühl, das Sicherheit verleiht, das einem sagt: Der Schlag wird sitzen, der Ball wird nicht im Rough oder dem kleinen Wäldchen am Rande landen.

Ohne nachzudenken

Das Gefühl, das sagt, dass die kleine Kugel in guter Weite auf dem Fairway liegen bleiben wird. Es sorgt dafür, dass man nicht groß nachdenkt, während man den Ball anspricht. Man stellt sich in Position und zieht einfach durch. Und es funktioniert.

Aber manchmal, besser: viel zu oft, ist es eben nicht so. Und dann beginnt der Kampf. Das Spiel verkrampft, das Motto „Nach dem Schlag ist vor dem Schlag“, mit dem man den Ärger über den misslungenen Drive sofort vergisst und den nächsten Schlag sicher setzt, dieses Motto lässt sich nicht umsetzen.

Nicht mit der Brechstange

Noch habe ich keine Methode gefunden, dieses gute Gefühl quasi zu erzwingen. Aber wahrscheinlich ist genau das auch der falsche Gedanke, denn es muss sich einfach von selbst einstellen. Und dann erst läuft’s so, wie man sich’s wünscht.

Das Stichwort lautet eben Psychologie. Und um diese geht es auch beim Angstgegner. Er ist keine reale Person, er nistet in meinem Kopf. Und dort ärgert er mich, manifestiert sich am Abschlag des 7. Lochs. Und das in Form eines Teichs, über den der Drive zu schlagen ist.

Es ist keine große Entfernung, die da überwunden werden muss, es geht um geschätzte 35 bis 40 Meter, bevor der Ball dann wieder über Land fliegt und gegenüber auf dem Fairway – noch besser: auf dem Grün – landen soll.

Hinter dem Teich ist Platz, viel Platz sogar. Aber jeder dritte, wenn nicht sogar jeder zweite dort abgeschlagene Ball erreicht das sichere Land gegenĂĽber nicht. Es ist zum Verzweifeln.

Entfernung nicht der Rede wert

Nochmal klar geschrieben: Es geht um eine Entfernung, die sich auch für einen Rookie wie mich locker mit einem kurzen Eisen überbrücken lässt. Doch der Anspruch ist: Nicht nur übers Wasser soll die Kugel, sondern möglichst nah ans Loch, zumal im Sommer noch hohes Gras hinter dem Teich das Finden des Balls erschwert. Also sollten 100 Meter überbrückt werden, zum Grün sogar nochmal deutlich mehr.

Deshalb greife ich hier gern zum Driver, um mit relativ wenig Kraft, dafür aber mehr Technik, den Ball übers Wasser zu hieven. Und obwohl mich das lange Holz zuvor auf der Range erfreut und jeder, wirklich jeder Schlag die erforderliche Weite locker gebracht hat, so geht plötzlich viel zu oft an dieser Stelle nichts mehr. Und es kommt vor, dass auch das oben beschriebene gute Gefühl, das bis auf Bahn 6 vorhanden war, mit einem Mal verschwunden ist.

Eine weitere Gemeinheit

Und noch eine Gemeinheit kommt hinzu: Funktioniert der Abschlag an Loch 7 (wie gesagt: in ca 50 Prozent der Fälle), dann ist alles prima. Funktioniert er aber nicht und der Ball verschwindet im Teich, dann erhöht sich die Fehlerquote drastisch. Will sagen: Geht der erste Ball tauchen, so ist die Wahrscheinlichkeit deutlich höher als 50 Prozent, dass auch der zweite Ball ins Wasser wandern wird.

Das ist dann der Punkt, an dem ich das Loch aufgebe. 4 Schläge auf der Scorecard und der Ball ist noch nicht im Spiel – das ist zum einen so ärgerlich, dass ich lieber resigniere, als es nochmal zu versuchen.

Ruinös für den Score

Außerdem ist es auch für den Lochscore so ruinös, dass sich ein dritter Versuch nicht lohnt, denn die Schlagzahl würde abseits jeden Stableford-Punkts landen. Vorausgesetzt, der dritte Ball würde nicht den ersten beiden ins kühle Nass folgen. Dann wird die Zahl zweistellig. Niemand will das auf seiner Scorecard sehen.

Ich weiß, ich bin mit diesem Angstgegner nicht allein. Das zeigt auch das oben veröffentlichte Video. Es hilft aber leider wenig, zu wissen, dass viele scheitern, wenn der Ball über ein Wasserhindernis getrieben werden soll. Und leider haben bislang auch alle Profitipps nichts geholfen, keine Video, kein Podcast konnte mich von diesem Problem befreien.

Eine Herausforderung

Doch genau darin liegt für mich letztlich auch eine gewisse Herausforderung. Ich freue mich immer schon auf diesen 7. Abschlag. Und wenn der Drive gelingt, bin ich für einen kurzen Moment der König der Welt. Wenn nicht: Tja, irgendwie bin ich das ja auch schon gewöhnt. Aufstehen, Krönchen richten, weitermachen. Bis zum nächsten Mal an Loch 7. Die Hoffnung stirbt zuletzt.


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