Eltern kennen das: In einer bestimmten Altersspanne ist der Wissensdurst bei Kleinkindern geweckt. Plötzlich wird alles hinterfragt. Das wichtigste Wort im Wortschatz des Sprösslings lautet plötzlich „Warum“.
Und man kann auf diese Fragen so oft und viel antworten wie man will, immer schließt sich die nächste „Warum“-Frage direkt an. Das kann spannend sein, erfrischend, erfreulich, irgendwann aber auch ermüdend. Vor allem, wenn Fragen kommen, die man nicht beantworten kann. Sei es, weil das Kind noch zu jung für eine passende Replik ist oder auch, weil man die Antwort vielleicht selbst nicht weiß.
Die Frage, die mir als Golfer oft gestellt wird, lautet: „Warum spielst du Golf?“. Und auch hier reicht die erste Antwort zumeist nicht aus. Denn wenn ich sage: „Golf ist für mich pure Entspannung“, so ist das einerseits nur die halbe Wahrheit, andererseits will der Nichtgolfer dann gerne mehr wissen, denn normalerweise beginnt beim Sport die Entspannung ja erst, wenn der Sport vorbei ist, man sich ausruht, sich nach der Leistung dem Relaxen hingibt.
Die Frage, warum man Golf spielt und es auch anderen ans Herz legen möchte, diese Faszination einmal zu erleben und sich dabei vom Virus packen zu lassen, ist also nicht so einfach grundlegend zu beantworten.
Ich versuche es anfangs zumeist mit der Beschreibung dessen, was passiert, wenn ich am ersten Abschlag des Tages stehe: Der Ball liegt auf dem Tee, der gewählte Schläger liegt gut in den Händen. Jetzt geht mein Blick zur Fahne. Mehr oder weniger weit entfernt ist sie das Ziel, das einzige, was jetzt noch zählt.
Golf ist für mich ein Problemlöser auf Zeit. Wenn ich die Runde beginne, dann ist mir der Rest der Welt ziemlich egal. Unbezahlte Rechnungen sind für die nächsten Stunden genauso vergessen, wie der Krach mit der Liebsten, der Ärger im Job oder die neueste Beule im Auto.
Alles rückt in den Hintergrund – und das ist es, was ich mit der Entspannung beim Golfen meine. Es ist fast wie ein Kurzurlaub am Strand mit dem Blick aufs Meer, der den Kopf frei macht.
Ich entwickele für die Golfzeit eine Art – Entschuldigung – Scheiß-egal-Haltung. Der einzige Stress, der nun aufkommen kann, ist selbstproduziert und hat mit meiner eigenen Leistung zu tun. Ja, ich bin plötzlich vielleicht sogar ehrgeiziger als im „wahren Leben“. Ich will am Schluss der Runde eine gute Score-Card vorzeigen können. Und sei es nur mir selbst.
Wenn ein Schlag misslingt, dann ärgere ich mich, manchmal sogar so sehr, dass darüber auch die Konzentration für den nächsten Schlag fehlt und auch dieser, vorsichtig gesagt, keine Glanzleistung ist. Dann kann tatsächlich schon einmal ein Stress-Gefühl entstehen. Denn ich setze mich selbst unter Erfolgsdruck, weiß, dass ich es schon besser gemacht habe, und will es mir beweisen.
So kann es trotz aller Entspannung passieren, dass eine Bahn mal zu einem Frustgefühl führt. Was dann zählt ist der Gedanke, dass ich mich doch gerade einem Freizeitvergnügen hingebe. Warum also ärgern? Immerhin bewege ich mich in der Natur, an der frischen Luft. Es gibt nicht viel, was schöner ist.
Diese Überlegungen helfen immer wieder mal, wenn der Ärger über mich selbst in mir hochkocht. Und sie helfen auch dabei, beim nächsten Abschlag den Kopf wieder freizuhaben, sich erneut entspannt dem „Spaziergang mit Ballbegleitung“ hinzugeben.
Dass es noch viele weitere Gründe gibt, das Spiel (den Sport) einmal auszuprobieren, ist logisch. Aber für heute soll hier erstmal Schluss sein.
Fortsetzung folgt.